januartag, an meinem schreibtisch



der blick aus dem fenster
klingt ab und zu
durch die scheibe
fliegen worte hinein
und heraus
meine stimme
spricht gesänge in wolken
das licht scheint nicht
zu dunkel gerade hell genug
in dialog zu treten
mein schreibtisch ist klein
gerade groß genug
angelegenheiten
zu wortieren
momente
einer zerzausten zeit



©diana jahr 2023

aus einem brief | jetzt


lieber á,

ist denn nicht jedes gedicht, (jedes kunstwerk): jetzt? und zwar zu jedem zeitpunkt, zu dem man es schreibt, und zu dem man es liest/ betrachtet. deshalb ist aus meiner sicht jeder text in der gegenwart angesiedelt. und gleichzeitig ist jedes geschriebene wort auch schon wieder vergangenheit sowie jedes kommende wort zukunft – und zwar immer dann, wenn jemand das geschriebene liest! immer wieder neu. vielleicht ist es unter anderem das, was das schreiben aus- oder zumindest auch reizvoll macht? vielleicht ist das sinnieren über das „jetzt“ auch so faszinierend, weil es nie wirklich fassbar ist?
jedes „jetzt“ ist einzigartig. und für jeden ist es anders. (zeit ist also subjektiv?) manchmal verschiebt es (das jetzt) sich sogar innerhalb der zeit. im gedicht entsteht es immer wieder neu:

jetzt
liest du
dieses gedicht

diese zeitbetrachtungen, dieses beleuchten der gegenwart beschäftigen mich schon lange. das nachdenken darüber kann immer nur fragmentarisch sein, weil es ein endlos weit denkbares thema ist. und noch ein gedanke: raum ist mehrdimensional. warum also sollte zeit eindimensional sein?

jetzt
ist der himmel
blau und öffnet
ein tor zum anderen
jetzt
ist der himmel
blau und öffnet
ein tor zum anderen
jetzt
ist der himmel
jetzt ist
jetzt

herzliche grüße aus dem jetzt (??) -> für mich jetzt. wenn du es liest, für mich vergangen: aber für dich: jetzt.

ist es nicht verrückt mit der zeit??

alles liebe!

deine d.


©diana jahr

[aus: gesänge einer urenkelin]



an einem fünften julmond
liegt schnee auf den dächern
den ästen den wiesen
einer keltischen landschaft
in meiner erinnerung
wächst grün über uns hinaus
eine längst vergangene weise
führt zu uns zu unseren kindern
sprechen wir sanft
weiß über
eiltes land einer fremd
vertrauten melodie


©diana jahr 2022

notiz aus folkwelten &



körper resonanzräume aus händen aus mündern sprießen akkorde in dur und moll musik quillt aus jeder pore des abends diese fließende sprache perlt sprudelt murmelt flutet schwemmt über liegt ruhig lindert brandet wühlt auf füllt an hinterlässt ein gefühl von
glück


©diana jahr 2022

skizze (151)



die blätter rascheln laut dieser oktober geht als sommer über in den november einer wankenden welt noch ist der kaffee am morgen mein elixier geleitet mich in den tag und tropfen an der fensterscheibe schreiben mir nachrichten auf dem display dein wort geht nah dem kommenden wende dich zu sagte einst zhuangzi der blick zurück verwischt einen traum ich drehe mich um und sehe am horizont einen winter töne in dunkelgrün


©diana jahr 2022