skizze (150)



sie kaut auf den sätzen, dreht jedes wort zweimal im mund herum, bevor es über die lippen geht. er hingegen spricht einen wasserfall. manchmal passiert ihr das auch, aber dann sind die worte rot. sprudeln möchte sie, in gelb und grün. seine sprache ist blau. wenn sie sich begegnen, fliegen silben hin und her, ihre sind schwer, aber voller klang, seine leicht, und sie treffen absichtslos ins schwarze.


©diana jahr 2022

skizze (148)



im wind schrägt sich licht, und wir drehen stimmen zwischen den händen, hitze. ein regenbogen verblasst, ein anderer wendet sich ab und biegt in eine weitere zeit. den kindern sagen wir keine märchen, die wahrheit ist zu fantastisch, so wünschen wir es uns. aber der regen redet nicht mehr. wir müssen neue sprachen lernen, so ist es in die erde geschrieben. einst sahen wir sterne verglühen, seitdem verbinden und entzweien sie uns. aber der wind, er kennt keine grenze, überall hinterlässt er spuren. einer gehen wir nach, hand in hand: der regenlosigkeit. kein nebel, heiseres land. immer werden wir durstig sein.


©diana jahr 2022

skizze (147)



nachts liege ich wach. du legst mir einen traum um die schultern. wir durchqueren ein lateinisches gebirge. tempus fugit und wir. ja, wir. ich und du, luftikus. luftikuss. das gebirge liegt längst hinter uns. wir laufen über land am fluss entlang, hand in hand, und sagen uns gedichte, vom loslassen und wurzeln.


©diana jahr 2022